Ja wo fängt man eigentlich an…am Anfang.
Die Planung für so ein Wochenende beginnt ja im Kopf eigentlich schon Monate vorher. Location, wohin, was hat man für Vorstellungen, wer fährt mit, die Verpflegung, wie wird das ohne Strom und fließendes Wasser zu kochen, hauszuhalten. Der Wunsch war ja da, in ganz großen Lettern, von Anfang an in meinem Kopf, still soll es ein, ohne Strom, mit Feuer im Herd…Raus aus der Zeit…das es dann dennoch recht komfortabel sein wird, eine Hütte mit allem drum und dran die vor weiblichem Charm nur so strotzt, ja das konnte vorher keiner wissen.
Oft ist es auch der Aufbruch ins ungewisse…der Tatendrang am Anfang, wenn man etwas gänzlich neues startet, sich richtig einzulassen was da kommt ohne groß darüber nachzudenken, einfach drauflos, ja so bin ich halt auch, diejenige die immer gerne alles geregelt hat, kontrolliert und im Plan. Zwei Herzen schlagen in einer Brust, die Wurzeln und die ganz große Freiheit.
Das Auto voll beladen, der halbe Haushalt inklusive Knoblauchpresse, welche Zuhause schmerzlich vermisst wurde, Bücher, Yogamatte, die dickste Winterjacke aller Zeiten und allerhand Wäsche aus Angst vor dem sicheren Erfrierungstod, Anfang Oktober in den Obersteirischen Almen, dazu noch Vaters expeditions tauglichen und mehrfach getesteten Daunenschlafsack eingepackt, sowie Mutters Apfelstrudel die dazu eingeteilt wurde, solchen noch in der Früh frisch zu backen. So war es mir als würden mich auch meine lieben Eltern die nächsten Tage begleiten…und nicht nur sie. Nach diesem kurzen Zwischenstopp ging es auf Regennasser Fahrbahn weiter zu unserer Vermieterin für die nächsten Tage.
So starteten wir zu zweit zuerst bei mir Zuhause, Kurzer Halt bei meinen Eltern um gleich darauf weiter zu fahren…noch auf mir bekannten Wegen. Um Anzukommen bei unserer Vermieterin wo wir, uns auf der Hausbank sitzend und sonnend, schon ganz wie zuhause fühlten, um von gleich zwei Generationen herzlich in Empfang genommen zu werden. Zeitgleich trifft auch die dritte im Bunde ein und unser Alm Wochenende beginnt.
Von Ankommen, Auspacken, Quartier beziehen, die Entschleunigung mit jedem Atemzug spüren, Barfuß gehen in der regennassen Wiese, vom ersten Spaziergang alleine im Nebel, guten Geschichten, Schnaps der Blind macht, einem Schweinsbraten namens Heinz, tausend Kerzen die einen Raum erfüllen, Fotografien, Yoga im Nebel, eine Aussicht so traumhaft schon das es nur Windräder und Regenbögen gibt, Wasser die Antworten, Orakeln am Tisch, Familiengeschichten, Wetterbäumen die in der Früh schon gut duften, im Pyjama raus in den Wald, von gequetschten Fingern und eingezogenen Holzsplittern in den Zehen, Wasser kochen am Herd, von mehreren mitgebrachten Flaschen Wein die auch getrunken wurden, von Äpfeln und Lebkuchen die dann schlussendlich in den Mägen neben dem kalten Schweinsbraten landeten, von nichts mehr essen können, Kerzenmeditationen, nassen Turnschuhen das sich noch die Innensohle auflöst, Nachbarn die dir Senf gegen Strudel ausborgen, Beherztheit, sich zurücknehmen, ausbüchsen wen einem alles zu viel wird, seine Rolle nicht finden, von Visionen die einem seine Rolle klar zeigen, von alles ist gut so wie es ist, von sich nicht einlassen können, nicht annehmen wollen, Herzenschwäre, von kein Plan ist ein guter Plan, zu viel Input zu wenig, auf der Spur bleiben, Regen, der Sturm draußen das Feuer drinnen, von einen nicht zustande gekommenen Lagerfeuer, Schaffel baden wie in Kinderzeiten, zu träumen wie es wäre eine Hüttenwirtin zu sein, von wir bleiben da, wann kommen wir wieder, von Gemeinschaft und Freundschaft, Zuneigung und Verstehen, Gedankenaustausch, Lachen bis einem die Tränen kommen, zwischen Tausend Taschenlampen irgendwie nie eine gefunden, von fehlenden Rosinen und übriggebliebenen Krautköpfen, Lichter im Thal, meditativen Spaziergängen, Kollektiv, über die Frage wer bin ich wirklich, Yogamatten die, die ganze Hütte Platz brauchen, Spaziergängen die zu lang wurden, Nächte die kurz waren, Yoga für Frühaufsteher das zugunsten von Langschläfern ausgefallen ist, Einfälle die wieder verworfen wurden, Erkenntnisse die ohnehin schon immer da waren, Fichtenholz im Ofen, Paparazzi Fotos, Kunst, von bin ich am richtigen Weg, von die Kinder vermissen mich, entspannt, von einer Auszeit, von einer anderen Erwartung, von wie es sein soll, Vorstellungen, Erwartungen die nicht erfüllt wurden, Erwartungen die Erfüllt wurden, von Menschen die mit waren obwohl sie gar nicht da waren, von einer Einladung zu Kaffee und Kuchen, von Liebesgeschichten, von schmerzlichen Trennungen, vom Loslassen und ankommen, von Unterstützung ohne Gegenleistung, von nach dem Weg fragen, von Gipfelkreuzen, Geschirrabwaschen, Frühstück richten, dem besten Kaffee aller Zeiten, von Sekt der zum Frühstück vergessen wurden, von Tee der zugunsten von Wein nie getrunken wurde, von Yoga auf der Matte und am Weg, von das Handy ausschalten und nicht erreichbar sein, einfach sein, es gibt kein schlechtes Wetter, von drei Tage Regen und nassen Socken…
Das alles und viel mehr, jenseits der Worte ist sie, die Alm. Entschleunigt, ankommen, angenommen sein so wie man ist und mit allem was auch nicht ist, oft braucht es ohnehin nicht so viel.
Abschied nehmen, dort wo wir drei Tage zuvor zu dritt gestartet sind, Herzlich wie der Anfang ist auch der Abschied, Verändert doch ja…klarer wer weiß…komme ich wieder…
Definitiv.
Oft ist etwas nicht so wie es auf den ersten Blick zu sein scheint….
Herzlichst eure Iris Katharina
Einfach Raus-Zeit
Schießling Alm - Im Herbst 2022
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